ISRAEL-GAZA-KRIEG: 37 MILLIONEN TONNEN TRüMMER IM GAZASTREIFEN

Rund sechs Monate nach Kriegsbeginn ist das Ausmaß der Zerstörung im Gazastreifen nach Schätzung der Vereinten Nationen größer als in der Ukraine. Der Wiederaufbau würde bis zu 40 Milliarden Dollar kosten.

Das Ausmaß der Zerstörung im Gazastreifen nimmt immer gewaltigere Dimensionen an. Im Zuge von Israels Militäroperation als Reaktion auf den Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober wurden so viele Gebäude und Einrichtungen zerstört, dass sich die Menge an Trümmern nach Angaben der Vereinten Nationen auf 37 Millionen Tonnen beläuft.

»Im Gazastreifen liegt mehr Schutt als in der Ukraine«, sagte Mungo Birch, Leiter des Uno-Minenräumdienstes (Unmas), vor Journalisten in Genf. Dabei sei der Gazastreifen nur 40 Kilometer lang und die Front in der Ukraine fast 1000 Kilometer. Hundert Lastwagen würden 14 Jahre benötigen, um all den Schutt zu beseitigen.

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Doch die Trümmer sind nicht das einzige Problem: Unter dem Schutt befinden sich laut Unmas viele Blindgänger. »Nicht explodierte Munition erschwert die Beseitigung«, sagte Birch. Allgemeinen Schätzungen zufolge explodieren bei Kämpfen zehn bis 15 Prozent der abgefeuerten Geschosse nicht – eine langfristige Gefahr für die Zivilbevölkerung.

Auch Asbest macht die Räumung komplizierter. »Wir schätzen, dass sich in den Trümmern mehr als 800.000 Tonnen Asbest befinden«, sagte Birch. Die Mineralfaser ist krebserregend und für den Umgang damit sind besondere Vorsichtsmaßnahmen notwendig.

Der Uno-Minenräumdienst hofft, mit eigenen Teams die Sprengsätze im Gazastreifen entschärfen zu können. »Aber wir befinden uns noch in der Planungsphase«, sagte Birch. Fünf Millionen Dollar (4,7 Millionen Euro) habe Unmas für die Entschärfung bereits bekommen.

Noch dauern die Kämpfe an und auch für die Uno-Mitarbeiter ist es schwer, sich im Gazastreifen ein genaues Bild vom Ausmaß der Zerstörung und der Menge an Blindgängern zu machen. »Einzelne Berichte deuten darauf hin, dass es im Norden besonders schlimm ist«, sagte Birch. »Das wird lange ein großes Problem bleiben.«

Wiederaufbau des Gazastreifens würde bis zu 40 Milliarden Dollar kosten

Für die Planung, wie der Gazastreifen von den enormen Schuttbergen befreit werden kann, trafen sich die Hauptakteure vor zwei Wochen in der jordanischen Hauptstadt Amman. Das Uno-Entwicklungsprogramm (UNDP) koordiniert die Räumung. »Das Problem ist, dass die Masse an Trümmern beispiellos ist. Wir werden neue Ideen entwickeln müssen, wie wir bei der Räumung vorgehen«, sagte Birch.

Der Wiederaufbau des Gazastreifens kann nach UNDP-Angaben »Jahrzehnte dauern«. Dies sei »eine Aufgabe, vor welcher die Weltgemeinschaft seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gestanden« habe, sagte der UNDP-Regionalchef für die arabischen Staaten, Abdallah al-Dardari, vor Journalisten in Amman. Das Uno-Entwicklungsprogramm UNDP schätze die Kosten dafür auf »mehr als 30 Milliarden Dollar und bis zu 40 Milliarden Dollar«. Nach Angaben al-Dardaris sind 72 Prozent aller Wohngebäude im Gazastreifen ganz oder teilweise zerstört. Für die Räumung des gesamten Schutts seien über Jahre hunderte Millionen Dollar nötig.

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