NEUKALEDONIEN: HUNDERTE SICHERHEITSKRäFTE RäUMEN ZUGANG ZUM FLUGHAFEN

Mehr als 60 Straßensperren haben Unabhängigkeitsbefürworter zwischen der neukaledonischen Hauptstadt Nouméa und dem Flughafen errichtet. Nun konnten Sicherheitskräfte die Barrikaden durchbrechen. Die Lage bleibt aber angespannt.

Seit Montag dauern die Unruhen im französischen Überseegebiet Neukaledonien an. Am Sonntag haben Einsatzkräfte nun zahlreiche Straßensperren durchdrungen und so die Kontrolle über die Straße zwischen der Hauptstadt Nouméa und dem internationalen Flughafen La Tontouta zurückerlangt. Die Sicherheitskräfte hätten etwa 60 Straßensperren ohne Gewalt »durchbrochen«, erklärte ein Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur AFP zufolge. Nach Behördenangaben waren 600 stark bewaffnete Gendarmen im Einsatz, um die Verkehrsader zu sichern.

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Die Straße war seit Tagen von Unabhängigkeitsbefürwortern blockiert worden. Flüge von und nach Neukaledonien sind seit Dienstag ausgesetzt. Am Samstag hatte die Regierung erklärt, 3200 Menschen säßen wegen der Flugausfälle fest. Australien und Neuseeland hatten Frankreich um Genehmigung gebeten, Evakuierungsflüge für ihre Bürgerinnen und Bürger starten zu dürfen.

Bei den Unruhen sind bislang sechs Menschen getötet worden, Hunderte weitere wurden verletzt. Auslöser der Ausschreitungen ist eine von der französischen Regierung vorangetriebene Änderung des Wahlrechts: Bei Regionalwahlen auf der Insel sollen künftig auch jene Bewohner wählen dürfen, die seit mindestens zehn Jahren dort leben. Nach Ansicht von Unabhängigkeitsbefürwortern würde dadurch der Einfluss der lokalen Bevölkerung geschwächt. Paris wiederum sieht in der Reform eine Stärkung der Demokratie.

Der Vertreter der französischen Regierung in Neukaledonien, Louis Le Franc, kündigte Razzien in den Orten Nouméa und den Städten Dumbéa und Païta an. »Die republikanische Ordnung wird um jeden Preis wiederhergestellt«, sagte der Pariser Hochkommissar in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache. In den von Protestierenden gehaltenen Gegenden werde sich die Situation »intensivieren«, sagte Le Franc. »Wenn sie ihre Waffen einsetzen wollen, gehen sie jedes Risiko ein.«

Der Konflikt bleibe ernst und sei »beispiellos«, sagte er weiter. »Ich will den Randalierern sagen: Stopp, kehrt zur Ruhe zurück, gebt eure Waffen ab!«

Voller Autowracks, verbranntem Holz und Metall

Auch zum Polizeieinsatz auf der Verbindungsstraße zwischen Hauptstadt und Flughafen äußerte sich Le Franc: Zwar hätten die Einsatzkräfte 60 Straßensperren durchbrochen, jedoch sei die wichtige Straße voller Autowracks, verbranntem Holz und Metall. Erst an etwa 15 der Blockaden sei der Weg geräumt, außerdem sei die Straße an mehreren Orten beschädigt.

Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin hatte den Einsatz von Hunderten Sicherheitskräften in Neukaledonien am Samstagabend verkündet. Ein Großeinsatz »wird in diesem Moment in Neukaledonien eingeleitet«, schrieb Darmanin auf X, ehemals Twitter. Ziel sei es, die Straße zwischen Nouméa und dem Flughafen »vollständig unter Kontrolle zu bringen«, damit der Flughafen wieder öffnen könne.

Die Regierung in Paris hat wegen der angespannten Lage den Ausnahmezustand in dem Überseegebiet ausgerufen und 1000 zusätzliche Sicherheitskräfte dorthin entsandt. Bei den Unruhen wurden in den vergangenen Tagen Geschäfte geplündert, Barrikaden errichtet, Gebäude und Fahrzeuge in Brand gesetzt. Am Sonntagmorgen erklärte die Südprovinz Neukaledoniens, dass in der kommenden Woche alle Schulen geschlossen bleiben würden.

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