SPIONAGE-ERMITTLUNG: POLNISCHER EUROKORPS-KOMMANDEUR BETEUERT UNSCHULD

Die Regierung in Warschau bemüht sich, Sorgen der Verbündeten über einen möglichen Spionagefall im Straßburger Eurokorps zu mildern. Der Fall werde derzeit geprüft, sagte Polens Verteidigungsminister Władysław Kosiniak-Kamysz am Donnerstag im polnischen Fernsehen. Erst „nach der Klärung (des Falls) wird es eine endgültige Entscheidung geben“, von einer Anschuldigung könne keine Rede sein. Er betonte aber auch, dass die Einleitung einer solchen Überprüfung „immer eine ernste Angelegenheit“ sei.

Der polnische General Jarosław Gromadziński war am Mittwoch überraschend von Polen mit sofortiger Wirkung abberufen und nach Warschau beordert worden. Da „neue Informationen“ über ihn vorlägen, habe Polens Spionageabwehr SKW sein Sicherheitszertifikat einem Kontrollverfahren unterzogen, hieß es aus Warschau. Ein Militärkommandeur ohne gültiges Sicherheitszertifikat hat keinen Zugang zu geheimen Informationen und kann einen Verband wie das Eurokorps, dem im Ernstfall bis zu 60.000 Soldaten mehrerer Länder, darunter Deutschlands, zugeordnet würden, nicht führen.

Nachfolger habe „gigantischer Erfahrung“

„Es gibt keine Beunruhigung zwischen uns und den Verbündeten“, sagte der Verteidigungsminister weiter. Polens Verbündete seien rechtzeitig informiert worden. Die Lage sei „schwierig, aber unter Kontrolle“. Mit General Piotr Błazeusz, bisher erster Stellvertreter des Generalstabschefs der polnischen Streitkräfte, sei ein Mann „mit gigantischer Erfahrung“ als Nachfolger benannt worden. Błazeusz war unter anderem Kommandeur der polnischen Einheiten in Afghanistan.

Inzwischen hat sich auch der abgesetzte General Gromadziński zu Wort gemeldet. In den bisher 34 Jahren bei der Armee „habe ich immer dem Wohl des Dienstes, dem Wohl des Vaterlands den Vorrang gegeben, oft auf Kosten der Familie“, schrieb der Offizier auf X (vormals Twitter). „Ich habe mir nichts vorzuwerfen. Ich glaube daran, dass die Überprüfung durch die (Spionageabwehr) SKW für mich positiv ausgehen wird.“

Gromadziński galt als Mann der PiS

Die Absetzung Gromadzińskis, der unter der 2023 abgewählten PiS-Regierung zum General ernannt und befördert worden war, ist bei Polens Militärs offenbar auf Unmut gestoßen. Ranghohe Kameraden wünschten dem General auf Twitter einen guten Ausgang der Sicherheitsüberprüfung. Das Portal onet.pl schrieb, die Verbündeten seien nicht über die Abberufung informiert gewesen. Der General habe als „Mann der PiS“ gegolten, und seine Absetzung werde zum Teil als „Rache“ aufgefasst. Die Überprüfung des Militärs könne, einem nicht namentlich genannten Offizier zufolge, „ein halbes Jahr dauern und dann noch verlängert werden“.

Der letzte Tweet des Generals vor der Abberufung hatte seinem zeitweiligen Stellvertreter als Kommandeur des Eurokorps gegolten, Adam Marczak. Der polnische General war bis zuletzt Stabschef der EUFOR (European Union Force), der Stabilisierungsmission der EU für Bosnien-Hercegovina. Am Dienstag verstarb er überraschend, allerdings „eines natürlichen Todes und außerhalb seiner Dienstzeit“, wie Polens Armeeführung mitteilte.

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