UKRAINE-INVASION TAG 791: WIE RUSSLANDS KRIEG SEINE EIGENE REGION BELGOROD TRIFFT

Scholz bleibt bei seinem Nein zu Taurus. Die Ukraine greift russische Energieanlagen in Smolensk an. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

die Städte Charkiw und Belgorod liegen nicht einmal 75 Kilometer voneinander entfernt. Die Großtstadt Charkiw befindet sich jedoch in der Ukraine und ist immer wieder Ziel russischer Angriffe. Erst gestern wurde der dortige Fernsehturm stark beschädigt, heute sollen russische Raketen in ein Wohngebiet eingeschlagen sein.

Belgorod hingegen liegt in Russland, die Stadt ist aufgrund ihrer Lage aber ebenfalls in den Krieg verwickelt. Die Ukraine wehrt sich gegen den Angriffskrieg. Dabei greift sie immer wieder auch Ziele auf russischem Gebiet an - wie etwa Belgorod. Die dortigen Behörden sprechen von 120 toten Zivilisten seit Beginn des Krieges.

Inzwischen hat sich Belgorod zu einer Art Geisterstadt entwickelt. Der US-Sender CNN hat nun mit Menschen dort gesprochen, die von ihrem Alltag und ihrer ungewissen Zukunft in dieser Stadt berichtet haben (Quelle hier).

Die 25-jährige Natalia Izotova erzählt, Belgorod sei vor dem Krieg ein „ruhiger, winziger Ort“ gewesen, „an dem jeder einfach sein Leben lebt und versucht, auf jeden erdenkliche Weise etwas zum Besseren zu verändern“. Heute existiere das Belgorod, an das sie sich erinnere, nicht mehr. Immer mehr Menschen verließen die Stadt. Wer geblieben sei, trete nur noch selten auf die Straße. „Es wird immer düsterer. Die Stadt wird immer geisterhafter.“

Wie viele andere Menschen in Belgorod, hat die 24-jährige Elizaveta Verwandte in Charkiw. Der Kontakt zu ihnen sei aber abgebrochen. „Menschen aus Belgorod besuchten häufig Charkiw und umgekehrt. Es ist wirklich entmutigend, eine solche Kluft zwischen Menschen zu sehen, die einst so eng miteinander verbunden waren“, sagt sie.

Sie sehne sich zurück nach Normalität. „Die Stadt ist leblos: Wenn man zu jeder Tageszeit auf die Straße geht, sieht man niemanden und keine Fahrzeuge, es ist, als wäre man auf einer einsamen Insel.“

Elizaveta zufolge fühlten sich viele Einwohner von Belgorod von den Medien, den Behörden und der breiteren russischen Bevölkerung vernachlässigt. Die Herausforderungen, mit denen Belgorod angesichts des Krieges konfrontiert sei, seien offenbar übersehen worden. 

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:

  • Nach einer monatelangen Hängepartie hat der US-Kongress mit der Zustimmung des Senats milliardenschwere Hilfen für die Ukraine gebilligt. Noch in dieser Woche solle mit der Lieferung von Waffen und Ausrüstung begonnen werden, kündigte Biden unmittelbar nach Freigabe durch das Parlament an. Mehr dazu hier.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat dem US-Senat nach der Billigung eines milliardenschweren Hilfspakets für die „lebenswichtige Hilfe“ im Abwehrkampf gegen Russland gedankt. Er schrieb am frühen Mittwochmorgen auf der Plattform X (vormals Twitter): „Diese Abstimmung stärkt Amerikas Rolle als Leuchtturm der Demokratie und als Führer der freien Welt.“ 
  • Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will bei seinem Nein zur Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern in die Ukraine bleiben, auch wenn die USA ihre ATACMS-Raketen mit einer Reichweite von 300 Kilometern liefern sollten. Bei einer Pressekonferenz mit dem britischen Premierminister Rishi Sunak sagte er am Mittwoch auf eine Frage danach: Was Taurus betreffe, „wird sich meine Entscheidung nicht ändern“. Mehr dazu hier.
  • Die Ukraine hat nach Angaben aus ihrem Geheimdienst zwei Öldepots in der westrussischen Region Smolensk bei einem nächtlichen Angriff getroffen. Die Lager gehörten dem russischen Energiekonzern Rosneft und enthielten 26.000 Kubikmeter Treibstoff, verlautet aus dem ukrainischen Inlandsgeheimdienst SBU. Diese Einrichtungen seien legitime Ziele die Ukraine, weil sie die russische Armee mit Nachschub versorgten.
  • In der zweitgrößten ukrainischen Stadt Charkiw sind nach ukrainischen Angaben russische Raketen in einem Wohnviertel eingeschlagen. Das teilt Bürgermeister Ihor Terechow über den Kurznachrichtendienst Telegram mit. Nach Angaben des staatlichen Radiosenders Suspilne wurde bei dem Angriff die zivile Infrastruktur zerstört.
  • Ein Gericht in Moskau hat den stellvertretenden Verteidigungsminister Timur Iwanow wegen Korruptionsverdacht in Untersuchungshaft genommen. Dem ranghohen Beamten wird die Annahme von Bestechungsgeldern in besonders großem Umfang vorgeworfen. Iwanow war vor allem für Bauvorhaben zuständig - darunter in der besetzten ostukrainischen Stadt Mariupol, die Russlands Armee während der Belagerung in den ersten Kriegsmonaten 2022 selbst völlig zerstört hatte. Mehr dazu hier.
  • Die russisch-orthodoxe Kirche hat Medienberichten zufolge den Priester eines Gottesdienstes für den toten Kremlkritiker Alexej Nawalny degradiert. Dem Moskauer Geistlichen Dmitri Safronow sei für die nächsten drei Jahre das Abhalten von Gottesdiensten verboten worden, berichteten übereinstimmend mehrere russische Medien unter Berufung auf ein Dekret des Moskauer Patriarchen Kirill. Er dürfe keinen Segen mehr erteilen und weder Kutte noch Priesterkreuz tragen, heißt es. Mehr dazu hier.
  • Das Oberlandesgericht in Düsseldorf hat die Anklage gegen den früheren Bundeswehrsoldaten Thomas H. wegen mutmaßlicher Spionage für Russland zugelassen. Das Staatsschutzverfahren soll nach Gerichtsangaben am kommenden Montag beginnen.
  • Die EU-Kommission hat an die Ukraine 1,5 Milliarden Euro für die Aufrechterhaltung des laufenden Staatsbetriebs und den Wiederaufbau ausgezahlt. „Die Ukraine trägt für uns alle eine schwere Last auf ihren Schultern“, erklärte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. „Die zusätzlichen 1,5 Milliarden Euro, die wir heute auszahlen, werden sicherstellen, dass die Ukraine weiterhin den Staat und die Grundversorgung für die Bevölkerung aufrechterhalten kann, während sie gleichzeitig den Aggressor bekämpft.“

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