KEIN IMBISS MEHR AUF LANDESKRONE - GöRLITZER UNTERNEHMER HAT ANDERE PLäNE

Der Unternehmer Stefan Menzel war voriges Jahr mit dem Versprechen angetreten, die Landeskrone wiederzubeleben. Doch die Gastronomie ist schon wieder dicht.

Der Berg ruft. So einige machten sich in den zurückliegenden Tagen auf den Weg hinauf zum Gipfel der Landeskrone. Dort stand man dann aber vor verschlossenen Türen. Ganz enttäuscht sei sie gewesen, „dass wieder keine Gastronomie war“, schreibt eine Nutzerin auf Facebook. Die Anlage auf der Landeskrone mit dem ehemaligen Burghotel, Aussichtsturm und Gaststätte übernahm voriges Jahr der Görlitzer Unternehmer Stefan Menzel. Er versprach eine Wiederbelebung auf dem Görlitzer Hausberg - angefangen mit der Eröffnung eines Biergartens im Sommer. Dass damit schon rund neun Monate später wieder Schluss sein würde, dazu gab es keine Ankündigung. Erst, als in den sozialen Netzwerken Fragen aufkamen, veröffentlichte Menzel dort eine Pressemitteilung vom 2. Mai. Der Inhalt dürfte die Görlitzer überraschen.

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Kuchen, Kaffee oder Bier wird es zumindest in nächster Zukunft wohl nicht geben. Den Gastro-Betrieb hatte Menzel voriges Jahr zwei Betreibern übergeben, doch „das Gipfelgrundstück der Landeskrone im Bereich der gastronomischen Ausflugsdestination fortzuführen, ist zumindest kurzfristig nicht wirtschaftlich rentabel umsetzbar“, heißt es in der Presseerklärung. „Die fehlende Genehmigung für eine Befahrung, deren Genehmigungsprozess sich insgesamt seit über 3 Jahren zieht, also schon vor Übernahme gestartet ist, ist eins der Hauptprobleme.“ Dazu komme, dass der Ausblick zugewachsen sei, der Naturschutz ein Freischneiden nicht zulasse.

Antritt auf Landeskrone mit großen Versprechungen

Tatsächlich sind die Bedingungen auf der Landeskrone nicht einfach. Dass so viele Regelungen des Naturschutzes, Kulturgut- und Denkmalschutzes auf einem Punkt ineinandergreifen, dürfte selten sein. Das trug auch dazu bei, dass in der Vergangenheit schon andere Pächter das Handtuch warfen. Zuletzt bot das Areal keinen schönen Anblick mehr, und viele wünschten sich Veränderungen. Allerdings, als Menzel voriges Frühjahr die Erbbaupacht übernahm - und mit großen Versprechen antrat - waren die Bedingungen bekannt. Auch im Juni vorigen Jahres hatte er eine Pressemitteilung verschickt.

Von der Wiedereröffnung des Gesamtensembles war da zu lesen. Und von einer neuen, zusätzlichen Attraktion, die er zusammen mit dem weltbekannten Architekten Radek Ondruch plane. In den Medien hieß es kurz darauf: Ein Baumwipfelpfad solle entstehen, der zu einem ähnlichen Touristen-Anziehungspunkt werden könne wie der in Bad Flinsberg. Würden alle Genehmigungen rechtzeitig erteilt, könnte dieses Jahr mit den Arbeiten begonnen werden. Und die Betreiber des Biergartens schilderten im Herbst etwa gegenüber Lokalmedien, Ritteressen und Übernachtungen sollten nach aufwendigen Sanierungen wieder angeboten werden.

Stattdessen heißt es in der jetzigen Presseerklärung: „So lange die Befahrbarkeit gerade für bewegungseingeschränkte Personen und Senioren nicht geklärt ist, hat jegliche gastronomische Aktivität eine geringe wirtschaftliche Erfolgsaussicht.“

In Burghotel soll Medienunternehmen einziehen

Und Menzel will nun kleinere, oder zumindest andere Brötchen backen: Im Ex-Burghotel sei der Sitz eines neuen Online-Nachrichtenportals geplant und in den Gaststätten-Räumen unter anderem ein Podcast-Studio. Bei einem Facebook-Nutzer wirft das die Frage auf, warum man ausgerechnet auf der Landeskrone, eines der beliebtesten Ausflugsziele, ein Medienunternehmen platzieren sollte. Ganz über Bord werfen will Stefan Menzel seine bisherigen Pläne offenbar nicht, er beruhigt: „Wir entwickeln die Ausflugsdestination davon unabhängig weiter.“

Mit Radek Ondruch sei eine Langfristplanung gestartet, das Ergebnis werde die Görlitzer überraschen, „denn die Planung weicht in der Form vom ursprünglich geplanten Skywalk ab, nimmt historischen Bezug und ist mit einer hohen Wahrscheinlichkeit genehmigungsfähig - insofern der Stadtrat eine Änderung des Bebauungsplans nicht blockiert.“ Im späteren Plan, heißt es in der Mitteilung, sei dann auch wieder eine Gastronomie möglich.

Wann - ist offen. Der Stadt Görlitz liegt derzeit für die Landeskrone zwar ein Antrag vor. Allerdings geht es dabei nicht um eine Änderung des Bebauungsplanes, sondern um eine Ausnahmegenehmigung zur Befahrung der Landeskrone. Zum Beispiel bei der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises liegen aktuell keine Anträge vor. Die Vergangenheit hat auch gezeigt, dass nicht immer alles so kommt, wie der Unternehmer ankündigt.

Menzel hofft auf Hilfe von der Stadt

Im Extremfall sah man das Ende vorigen Jahres, im Streit um eine Sondergenehmigung für Winterfahrten seines Fahrgastschiffes auf dem Berzdorfer See. Damals kündigte er daraufhin gegenüber der Stadt zum Beispiel an, mehrere seiner Unternehmungen runterzufahren, und zum Beispiel die Bikini-Bar im Görlitzer Zentrum Ende Januar zu schließen. Sie ist bis heute offen - freilich nicht zum Unglück gerade vieler junger Menschen.

Doch mit seinem gebaren machte sich Menzel in den Kommunen rund um den See keine Freunde. Als vor einer reichlichen Woche die Junge Union zu einem Infoabend am Berzdorfer See mit anschließender Rundfahrt auf Menzels Fahrgastschiff eingeladen hatte, fuhr Bürgermeister Benedikt Hummel - städtischer Hauptansprechpartner für den See - nicht mit, sondern zog es vor, den Abend mit seiner Familie zu verbringen. Menzel gibt sich aber optimistisch: Unterstützung bei seinen Landeskrone-Plänen habe "erfreulicherweise das Görlitzer Bürgermeisterbüro von Benedikt Hummel zugesagt."

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