SäCHSISCHE SCHWEIZ: JUNGES PAAR KäMPFT UM SANIERUNG VON DDR-KINDERFERIENLAGER

Nimue Dröge und Mirko Börner fanden in der Herberge auf dem Kulm in Weißig ihr Glück. Jetzt soll der Ort für Freigeister moderner werden - aber bezahlbar bleiben.

Wer wissen will, wie sich Kinderferienlager zu DDR-Zeiten angefühlt haben muss, der kann hier eine Zeitreise machen. Die Herberge auf dem Kulm in Weißig bei Struppen versprüht auch drei Jahrzehnte nach der politischen Wende noch immer einen Hauch von Ostalgie. Das hängt nicht nur mit der Retro-Einrichtung der Zimmer oder Sanitäranlagen zusammen, sondern vor allem mit der Tradition, die hier gelebt wird.

Ein besonderes Erbe, das Nimue Dröge und Mirko Börner angetreten haben. Das junge Paar hat sich in der Herberge auf dem Kulm kennengelernt. Als sich 2018 die Pächterin der Herberge in den Ruhestand verabschiedete, griffen die staatlich anerkannte Heilpädagogin und der studierte Diplomverwaltungswirt, Wirtschaftspädagoge und Gestalttherapeut zu. Erst pachteten sie das Gelände, um es weiter als Herberge zu betreiben. Ende 2021 gelang es ihnen schließlich, das Grundstück zu kaufen.

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Urlaub im Grünen: familiär, ruhig und ursprünglich

Seitdem sind Nimue Dröge und Mirko Börner selbst Herbergseltern. Sie haben es sich zur Lebensaufgabe gemacht, den Ort als Selbstversorgerunterkunft weiterzubetreiben. Zwischen Ostern und Oktober begrüßen sie vor allem Schulklassen, aber auch Familien, Paare, Gruppen und alle, die familiär, ruhig und ursprünglich Urlaub im Grünen machen wollen. Denn in der Herberge auf dem Kulm, direkt gelegen am Malerweg und am Fuß des Rauensteins, spielt sich das meiste draußen ab.

Herzstück der Anlage ist das ehemalige DDR-Ferienheim: Rustikale Mehrbettzimmer, ein Gruppenraum, einfache Sanitäranlagen, die sich alle Bewohner teilen. An die Terrasse grenzt eine große Outdoorküche. Davor erstreckt sich eine Spiel- und Zeltwiese. Eingerahmt ist sie von Tiny-Häusern, kleinen Wohnwagen, die gemietet werden können.

Das Konzept - naturnah, einfach und vor allem erschwinglich Urlaub zu machen - geht auf. "Wir sind diese Saison ausgebucht", sagt Mirko Börner. Unter der Woche sind es vor allem Schulklassen, die sich in der Herberge einquartieren, an den Wochenenden sorgen dann meist Familien für ein volles Haus.

Herberge soll ab Ende Juli ökologisch saniert werden

Dieses Jahr werden Nimue Dröge und Mirko Börner die Saison allerdings vorzeitig beenden müssen. Sie wollen die Ende der 1950er-Jahre gebaute Herberge umfassend sanieren. In den vergangenen Jahren sei kaum in das Gebäude investiert worden. Entsprechend viel sei nötig. Der obere Teil des Hauses, ein typischer DDR-Barackenbau, bestehend aus Zementfaserplatten, soll abgerissen und in Holzständerbauweise neu aufgebaut werden. Nimue Dröge und Mirko Börner legen dabei Wert auf eine ökologische Bauweise. Der neue Oberbau wird mit Holzfasern gedämmt. Aufs Dach soll Fotovoltaik, auch eine Wärmepumpe ist geplant, genauso wie eine Regenwasserzisterne. Mit dem dort gesammelten Wasser soll der Garten bewässert werden. Auch die Toilettenspülungen sollen das Regenwasser später nutzen.

Im Obergeschoss sind insgesamt sieben Mehrbettzimmer vorgesehen - eines mehr als jetzt. "Die Zimmer werden einfach eingerichtet, mit je einem Waschbecken", sagt Mirko Börner. Duschen, Toiletten und weitere Waschbecken werden sich auch nach dem Umbau im Erdgeschoss wiederfinden - und gemeinschaftlich genutzt. Geplant sind jedoch auch Nasszellen, die nur von einzelnen Familien oder Paaren genutzt werden - ein Stück Privatsphäre in der gelebten Gemeinschaft. Was bleibt, ist eine Selbstversorgerküche und ein kleiner Speisesaal, die nach wie vor allen Urlaubern offen stehen sollen.

Saison soll Dank neuer Heizung verlängert werden

Mit dem Umbau wollen sich Nimue Dröge und Mirko Börner auch den Traum eines eigenen Seminarraumes erfüllen. Im Obergeschoss soll der rund 85 Quadratmeter große Konferenzraum entstehen. Mirko Börner hat als Gestalttherapeut selbst viele Seminare geleitet. In der Herberge auf dem Kulm fehlte bislang der Platz dafür. Künftig soll es diesen geben, damit Vereine oder Firmen selbst Seminare, Workshops oder Austauschprojekte veranstalten können. Ein Angebot, das vor allem abseits der Haupturlaubszeit in den Wintermonaten genutzt werden soll.

"Wir möchten generell die Saison verlängern und ab 2025 ganzjährig öffnen", kündigt Börner an. Möglich macht das eine neue Heizung. Ein kleines Stück Luxus, auf den die junge Familie bisher verzichten musste.

Crowdfunding-Kampagne soll Finanzierung absichern

Nimue Dröge und Mirko Börner hoffen, dass der Rohbau bis zum Herbst steht. Über den Winter soll dann der Innenausbau erfolgen. "Wir wollen pünktlich zur neuen Saison 2025 wieder als Herberge öffnen", sagt Börner.

Bis dahin sind noch einige Hürden zu nehmen. Die erste ist die Baugenehmigung. Der Antrag wurde bereits gestellt und liegt beim Landratsamt. Das Paar hofft, in den nächsten Woche den Bescheid zu bekommen. Am 27. Juli sollen dann die Bauarbeiten beginnen.

Die zweite Hürde betrifft die Finanzierung. Rund 600.000 Euro sind für die Sanierung veranschlagt. Ob es bei der Kalkulation bleibt, ist unklar. Einen Teil der Kosten sind über eine Förderung der Sächsischen Aufbaubank gesichert. Auch Direktkredite von Freunden und Unterstützern helfen dem Paar, das drei kleine Kinder hat, das Mammutprojekt zu stemmen. Trotzdem klafft noch eine Lücke. "Aktuell fehlen uns noch etwa 100.000 Euro, auch wenn wir schon auf einige Dinge gegenüber der ursprünglichen Vision verzichtet haben", sagt Mirko Börner. Er hat deshalb eine Crowdfunding-Kampagne im Internet gestartet, die noch bis 29. April läuft. Darüber soll weiteres Geld gesammelt werden. 13 Tage vor Ablauf der Zeit waren es knapp 3.200 Euro.

Beide hoffen, dass noch deutlich mehr zusammen kommt. "Es gibt nicht mehr so viele Orte wie diesen, deshalb ist die Herberge auf dem Kulm so einzigartig", sagt Nimue Dröge. Auch nach der Sanierung soll der ursprüngliche Gedanke bestehen bleiben. "Dass sich jeder bei uns Urlaub leisten kann", sagt die dreifache Mutter. Um selbst Geld zu sparen, lebt die fünfköpfige Familie aktuell in einem der Tiny-Häuser auf dem Gelände. Eine Dauerlösung ist das nicht. Sie wollen ihr eigenes Haus, das am Hang oberhalb der Herberge liegt, ebenfalls sanieren. Hier gibt es ebenfalls keine Heizung. Aktuell liegt der Fokus aber auf der Herberge.

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