DER HEIMLICHE KöNIGSTRANSFER GREIFT ENDLICH AN

Eigentlich hätte Arthur sein Startelf-Debüt für Leverkusen schon vor Monaten geben sollen, doch zwei schwere Verletzungen haben ihn lange außer Gefecht gesetzt. Jetzt ist das verheißungsvolle Talent zurück - und erweitert Xabi Alonsos Repertoire.

Nein, nervös sei er nicht gewesen, versicherte Arthur mit einem unübersehbaren Grinsen und tätigte damit wohl unbewusst eine Aussage, welche zumindest leicht im Widerspruch zu jener Beobachtung stand, die Xabi Alonso machte. Laut des Trainers hätte der Rückkehrer nämlich „in den ersten fünf Minuten nicht ruhig genug“ agiert. Das sei allerdings schon alles gewesen, was an dessen Auftritt überhaupt zu bemängeln war.

Denn ansonsten hinterließ Arthur an diesem rauschenden Sonntag, als die Leverkusener einen deutlichen 5:1-Sieg in Frankfurt feierten, nur positive Eindrücke und erledigte seinen Job total zuverlässig. Wohlgemerkt auf Linksaußen, nicht auf seiner angestammten rechten Seite. Noch dazu war der 21-Jährige beim ersten wie beim dritten Bayer-Treffer an der Entstehung beteiligt - und das nach 242 endlos wirkenden Tagen, die er zuvor nicht auf dem Rasen stand.

Alle waren hinterher vom jungen Brasilianer begeistert. „Es ist ein super Gefühl, ich freue mich sehr“, betonte Arthur selbst, der im Sommer von America FC Belo Horizonte kam und bisher lediglich drei Kurzeinsätze über 53 Minuten verzeichnete. Nacheinander bremsten ihn zwei schwere Muskel- und Sehnenverletzungen im Oberschenkel aus. Hätte er eigentlich längst eine gewichtige Rolle bei der Werkself spielen sollen, verschob sich sein Startelf-Debüt so um viele Monate.

Arthur? „Ein netter junger Spieler und intelligent“

Körperlich kann Arthur natürlich noch zulegen, doch das sei angesichts der langen Pause auch logisch. Alonso habe ihm vorher bloß gesagt, er solle „langsam und einfach“ spielen und dadurch „wieder Vertrauen bekommen“ - was ihm in Frankfurt zweifelsohne gelungen ist. „Die Mannschaft war bei 200 Prozent und ich bei 10, vielleicht 20. Mit der Zeit werde ich wieder in eine gute Form kommen“, scherzte Bayers Juwel nach seinem 60-minütigen Comeback.

Auch Alonso freute sich mit, der für seinen ohnehin extrem ausgeglichenen Kader plötzlich noch eine Option mehr hat, auf die er im Endspurt der Saison bauen kann. „So nach acht Monaten zu spielen, ist nicht einfach. Ich freue mich sehr für ihn. Er hat sehr gut gearbeitet. Arthur ist ein netter junger Spieler und intelligent. Wir hoffen und wir wissen, dass wir für die Zukunft und für die nächste Saison einen Topspieler haben“, sagte der Spanier und bekräftigte, dass er in ihm eine Menge Potenzial sieht.

Vielversprechende Ansätze zeigte Arthur, der im Frühjahr 2023 nicht umsonst sein Debüt für die brasilianische Nationalmannschaft gab und kurz zuvor mit der U20 Brasiliens die Südamerika-Meisterschaft gewann, immerhin schon in der Sommer-Vorbereitung. Weil sich der flexibel einsetzbare Abwehrspieler dort derart stark präsentierte, galt er gleich als sehr ernsthafte Konkurrenz für Jeremie Frimpong - und für so manchen als spannendster Coup auf dem Transfermarkt.

Bayer hat gute Erfahrungen mit Brasilianern gemacht

Klar, Granit Xhaka, Alejandro Grimaldo oder Victor Boniface wären auch da schon weit vorne in der Verlosung gewesen. Arthur jedoch, so mutmaßten nicht wenige, hätte zumindest eine Art heimlicher Königstransfer werden können, der nicht von Beginn an auf jedem Zettel stand. Schließlich besteht zwischen Leverkusen und Brasilianern eine besondere Bindung, die generell passt, ist Arthur doch bereits der 24. Spieler aus diesem Land, der das Trikot des Bundesligisten trägt.

Arthur will nun mit einiger Verspätung endlich in die Fußstapfen seiner vielen Landsleute treten, die bei der Werkself bereits gute Erfahrungen gemacht haben: frühere Nationalspieler wie Lucio, Juan, Emerson, Zé Roberto, Jorginho, Renato Augusto oder auch Paulo Sérgio. Ihretwegen gilt Bayer für Brasilianer noch immer als Sprungbrett in den europäischen Fußball - auch, wenn entsprechende Transferaktivitäten im Vergleich zur Ära von Reiner Calmund deutlich nachgelassen haben.

Arthur erkundigte sich bei Naldo, Grafite und Wendell

Um final auf Nummer sicher zu gehen, ob ein Wechsel nach Leverkusen Sinn ergebe, erkundigte sich Arthur gar bei seinem Mentor Naldo, Grafite und Wendell. „Sie haben viel Gutes über den Verein, die Organisation und das Land gesagt“, verriet er im vergangenen Jahr. „Und sie haben mich in meiner Entscheidung bestärkt, hierherzukommen.“ Der Youngster sei sich bewusst, dass zahlreiche Spieler den gleichen Weg eingeschlagen haben und später „zu herausragenden Fußballern geworden“ sind.

Ob Arthur tatsächlich eine ähnlich steile Entwicklung wie seine brasilianischen Vorgänger nehmen kann, wird die Zukunft erst zeigen. Doch über die dafür nötigen Voraussetzungen scheint er jedenfalls zu verfügen. Mit 1,73 Metern Körpergröße ist der Rechtsfuß flink und agil, hat die fußballerische Finesse, ein beachtliches Tempo und einen nicht zu vernachlässigenden Offensivdrang. Kurzum: Er passte perfekt in Leverkusens Beuteschema.

In der laufenden Saison wird es wegen der starken Konkurrenz kaum mehr für einen Stammplatz reichen. Dank seiner Flexibilität - er ist rechts wie links einsetzbar - dürfte Arthur aber nun regelmäßiger einspringen, um dem eigentlich gesetzten Personal immer wieder Pausen zu geben. Wie in Frankfurt bewiesen, als der Youngster den angeschlagenen Alejandro Grimaldo problemlos ersetzte.

2024-05-07T15:03:51Z dg43tfdfdgfd