DER REKORD, DEN KEINER WILL

Nico Hülkenberg hat in Miami einen wenig erfreulichen Rekord eingefahren. Doch es läuft für den Deutschen.

Sechs Rennen, vier Mal in den Top 10 - die Qualifying-Bilanz von Nico Hülkenberg kann sich sehen lassen. Auch erneut beim Großen Preis von Miami. Als Neunter war er hinter den beiden Red Bulls, Ferraris, McLarens und Mercedes Best of the Rest.

„Am Morgen schon zwei Punkte eingefahren, jetzt am Nachmittag noch ins Q3 gefahren – ich glaube, das war einer der besten Samstage mit Haas. Wahrscheinlich sogar in meiner ganzen Karriere“, strahlte der 36-Jährige.

Ein Erfolgsfaktor: Haas hat am Setup nach dem Sprintrennen nichts mehr verändert. Hülkenberg erklärt: „Wir sind bei dem Setup geblieben. Denn jede Änderung ist immer mit einem gewissen Restrisiko verbunden. Und wir waren ja konkurrenzfähig.“

Schützenhilfe bekam Hülkenberg von Pole-Setter, WM-Leader, Weltmeister und Dominator Max Verstappen. Noch im ersten Quali-Abschnitt stand der Niederländer Hülkenberg im Weg. „Das war nicht ideal“, gibt er zu. „Aber dafür hat er sich danach mit einem Windschatten revanchiert.“

Formel 1: Hülkenberg mit kuriosem Negativ-Rekord

Mit jedem Wort und mit jedem Satz transportiert Hülkenberg gute Laune. Und das, obwohl er am Sonntag einen wenig schmeichelhaften Rekord einfahren hat. Es war Hülkenbergs 209. Grand Prix, aber gewonnen hat er noch keinen. 30 Jahre lang hielt Andrea de Cesaris, der erste Teamkollege von Michael Schumacher (1991 bei Jordan) den Rekord.

Der Italiener kam in seinen 208 WM-Rennen aber immerhin fünf Mal aufs Podium. 1983 wurde er im Alfa Romeo zwei Mal Zweiter. Hülkenberg wartet noch immer auf sein erstes Podium. Auch das ist selbstredend ein Rekord.

Hülkenbergs Karriere nimmt nochmal richtig Fahrt auf

Doch all diese Statistiken können Hülkenberg egal sein. Denn mit 36 Jahren beginnt für ihn ein neues Kapitel. 2025 wechselt er zu Sauber, aus dem 2026 Audi wird. Zum Vergleich: Heinz-Harald Frentzen hat seine Karriere mit 36 Jahren beendet, für Hülkenberg beginnt jetzt erst das größte Kapitel seiner gesamten Formel-1-Laufbahn.

„Sie schätzen meine Erfahrung, sowie meine Vorstellungen und mein Gefühl für ein gutes Setup“, erzählt Hülkenberg. „Und auch, dass ich das Team pushen werde bei der Entwicklung. Es ist natürlich eine große Chance für mich, aber auch eine große Verantwortung, richtig abzuliefern.“

Hülkenberg fuhr bereits 2013 für das Sauber-Team. „Heißt auch: Ich kenne noch viele Leute von damals. Das wird mir helfen.“ Teamchef Andreas Seidl kennt er sowieso: 2015 gewannen sie zusammen die 24 Stunden von Le Mans für Porsche – Hülkenberg als Fahrer, Seidl als Einsatzleiter.

2019 hat er deshalb schon mal bei Seidl angeklopft. Damals war der Bayer noch McLaren-Teamchef, Hülkenberg bei Renault auf dem Abstellgleis. Seidl lehnte ab. „Jetzt wollte er mich unbedingt haben“, ist Hülkenberg stolz auf die Entwicklung seiner Karriere nach dem Knick.

Hülkenberg soll Audis Aushängeschild werden

Die Nationalität war dabei nicht ganz unwichtig. Schon in den 1930er Jahren waren vor allem deutsche Fahrer die Aushängeschilder für Audi-Vorgänger Auto Union im Grand-Prix-Sport – bis heute klangvolle und ruhmreiche Namen wie Bernd Rosemeyer, Hans Stuck oder Paul Pietsch. In diese Ahnentafel trägt sich nun auch Hülkenberg ein.

Das schafft Selbstvertrauen. „Ich bin älter, reifer und habe mit meiner Familie eine wichtige Basis“, erklärt der Emmericher sein neues, noch stärkeres Ich. So startet er am Sonntag auch ins Rennen. „Unser Hauptgegner wird Yuki Tsunoda sein. Alle hinter mir werden ganz eng auf uns sitzen. Ich muss schauen, dass ich vorn an der frischen Luft bleibe.“

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