MASSENDOPING IN CHINA AUFGEDECKT: "SCHWEIGEN VON SPITZEN DES SPORTS IST OHRENBETäUBEND"

Die Welt-Anti-Doping-Agentur glaubt der chinesischen Anti-Doping-Agentur, dass 23 positive Tests im olympischen Schwimmteam mit verunreinigter Nahrung zu erklären sind. Viele Experten vertrauen dieser Erzählung jedoch nicht - und sehen mitunter sogar die Integrität des Weltsports bedroht.

Für US-Dopingjäger Travis Tygart sind an der Glaubwürdigkeitskrise des weltweiten Anti-Doping-Kampfes auch "die führenden Kräfte des Sports und die Regierungen" als Geldgeber der WADA schuld. Im Interview mit dem "Spiegel" sagte Tygart: "Das Schweigen von den Spitzen des Sports, wenn es darum geht, wie besorgniserregend die aktuellen Erkenntnisse sind, ist ohrenbetäubend." Der Chef der US-Anti-Doping-Agentur USADA wiederholte seine Forderung nach einer "Generalüberholung der WADA", weil "der aktuelle Fall einmal mehr gezeigt hat, dass das globale Anti-Doping-System die Sportler im Stich gelassen hat".

Die Affäre um die positiven Dopingproben von 23 Schwimmern aus China vor den Olympischen Spielen 2021 in Tokio, die keine Sanktionen nach sich zogen, hatte am Wochenende den Weltsport erschüttert. Die New York Times und die ARD-Dopingredaktion hatten den Fall gemeinsam recherchiert und veröffentlicht. Seitdem ist die Welt-Anti-Doping-Agentur in der Defensive.

Sie habe "in jeder Phase dieses Falls mit der gebotenen Sorgfalt und in Übereinstimmung mit dem vereinbarten Verfahren und den Regeln des Welt-Anti-Doping-Codes gehandelt", teilte sie in einer Stellungnahme mit. "Niemand" habe bislang Beweise vorlegen können, die eine erfolgreiche Strafverfolgung ermöglichen würden.

Die WADA glaubt der nationalen Anti-Doping-Agentur CHINADA und den chinesischen Behörden, deren Untersuchung eine Kontaminierung in einer Hotelküche mit dem verbotenen Herzmittel Trimetazidine (TMZ) ergeben haben will. Für Tygart eine "märchenhafte Erklärung". Die CHINADA "kehrt 23 Dopingfälle unter den Teppich - und die WADA steht daneben und lässt das zu", sagte er.

Tygart fordert eine "echte Untersuchung". Der Fall schwebe "wie eine dunkle Wolke über Olympia, dem Schwimmsport und den Sportlern, die nun wissen, dass sie gegen Sportler antreten, die positiv getestet wurden und deren Ergebnisse bis jetzt geheim gehalten wurden", sagte er.

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