RENTIERBABY: JETZT MELDET SICH DIE ECHTE STALKERIN ZU WORT - UND WILL KLAGEN

Die echte Stalkerin aus “Rentierbaby” wurde bedroht – jetzt hat sie ein Interview gegeben

Life imitating Art? Fast: In “Rentierbaby” geht es um Martha (Jessica Gunning), die Donny (Richard Gadd) stalkt – und ihm das Leben zur Hölle macht. Die Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten, Comedian Richard Gadd berichtet schonungslos offen von Trauma, Stalking, Aggressionen gegen sich selbst und Scham.

Gadd dachte auch, dass er die Identität der echten Martha gut genug verschleiert hätte – aber da hat er die Rechnung ganz offensichtlich ohne die ambitionierten Hobby-Detektiv:innen im Internet gemacht. Die haben es nämlich der echten Stalkerin nachgemacht, sie gefunden und ihr dann massenweise E-Mails und Nachrichten geschickt. So viele, dass sich Gadd und Gunning dazu gezwungen sahen, die Fans der Serie darauf aufmerksam zu machen, dass die echte Martha psychisch krank sei und Fans bitte aufhören sollten, Vermutungen über die wahren Identitäten der Personen in der Serie anzustellen.

Aber das Internet wäre nicht das Internet, wenn Menschen auf andere hören würden und Bullys mit ihrer Hetze stoppen würden … Und so wurde die Stalkerin, die in “Rentierbaby” Martha heißt, jetzt Opfer ihrer eigenen Methoden.

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"Rentierbaby": Der Hauptdarsteller verurteilt die Spekulationen um die echten Personen in der Netflix-Serie

Life imitating Art

Fans von "Rentierbaby" machen sich im echten Leben auf die Suche nach den Leuten, von denen Richard Gadd in seiner Serie, die auf wahren Begebenheit beruht, berichtet. Das findet der Serienschöpfer nicht gut: "Das ist nicht der Sinn unserer Show"

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Die echte “Rentierbaby”-Stalkerin meldet sich in einem Interview zu Wort

In einem Interview mit der britischen Tageszeitung Daily Mail meldet sich die unfreiwillige Hauptfigur aus “Rentierbaby” jetzt zu Wort: Sie sei nicht happy mit dem Porträt ihrer Person in der Serie. Außerdem sagt sie: “Ich bin hier das Opfer. Er hat eine ganze verdammte Serie über mich geschrieben!”

Die echte Stalkerin ist 58 Jahre alt und lebt in London. Mit der Nummer eins in den Netflix-Charts kamen bei ihr auch Droh-E-Mails, “Morddrohungen und Beschimpfungen von Gadd-Fans” an. Sie sieht in “Rentierbaby” eine Opfer-Täter-Umkehr: “Er [Gadd] stalkt mich jetzt über ‘Rentierbaby’”, wird sie in der Daily Mail zitiert. In ihren Augen würde Gadd eine ältere Frau für Ruhm und Geld mobben.

Die echte Stalkerin findet auch nicht, dass ihre Identität ausreichend verschleiert wurde: Sie und Martha in “Rentierbaby” wären beide Schottinnen, hätten beide Jura studiert, haben eine Stalking-Historie und sind gut 20 Jahre älter als der Protagonist in der Netflix-Serie und Gadd. Ein Schelm, wer denkt, dass Schottinnen nicht Jura studieren und auch nicht alt werden. Sie sei allerdings nicht “generell unattraktiv” wie Martha, aber Ähnlichkeiten zwischen ihr und Gunning hätten wohl bestanden, nachdem sie während der Covid-Lockdowns zugenommen hätte.

Allerdings gäbe es auch Serien-Facts, die sich nicht auf sie zurückführen lassen: Zum Beispiel hätte die echte Stalkerin laut Daily Mail nie ein Rentier-Stofftier gehabt und hätte sich auch sonst nicht mit Gadd über Spielzeuge unterhalten.

Die echte Stalkerin überlegt jetzt, rechtliche Schritte gegen ihr früheres Stalking-Opfer Richard Gadd einzuleiten. Außerdem sagte sie der Tageszeitung, dass Gadd ihrer Einschätzung nach am Hauptdarsteller-Syndrom leide.

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"Rentierbaby" auf Netflix: Wer ist die echte Martha und wo ist sie heute?

Fakten-Check

Die Serie "Rentierbaby" sorgt gerade für Gesprächsstoff. Wer ist die Stalkerin, die dem Protagonisten das Leben (im wahren Leben) zur Hölle gemacht hat?

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Das denkt unsere Autorin über die aktuelle “Rentierbaby”-Schlammschlacht

Keine Frage, Stalking gehört bestraft – zu oft überschreiten die Täter:innen dabei Grenzen, die schwerwiegende Traumata bei Opfern und Überlebenden auslösen. Stalking ist eine Straftat, die gesetzlich geahndet wird – Punkt.

Allerdings ist die Schlammschlacht, wie sie jetzt um Täter:in und Opfer in “Rentierbaby” losgetreten wurde, nicht gerade förderlich. Richard Gadd sieht sich als Opfer, völlig zu Recht, denn er wurde von einer Frau gestalkt. Er ging zu spät zur Polizei, die ihm und seinen Aussagen völlig unberechtigt nicht sofort Glauben schenkte. Sei’s drum, er hat über seine Erfahrungen ein Theaterstück und die Serie “Rentierbaby” geschrieben. Er dachte, er hätte die Figur der Martha und auch seines Vergewaltigers gut genug verschleiert, um ihre Identitäten zu schützen. Hat er nicht. In einem vielleicht halbherzigen Aufruf bat Gadd in seinen Instagram-Storys, bitte mit den Spekulationen über die wahren Personen der Serie aufzuhören. Halbherzig deswegen, weil die Story nach 24 Stunden verschwunden war und in seinem Feed von diesem Aufruf keine Spur zu sehen ist.

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Dabei soll die Stalkerin auf keinen Fall in Schutz genommen werden. Was die Frau getan hat, ist nichts anderes als Nötigung: 41.071 E-Mails, 350 Stunden Sprachnachrichten, 744 Tweets, 46 Facebook-Nachrichten und 106 Seiten Briefe sind 41.070 E-Mails, 350 Stunden Sprachnachrichten, 743 Tweets, 45 Facebook-Nachrichten und 105 Seiten Briefe zu viel. Jetzt sieht sie sich jedoch als Opfer und behauptet, Gadd will mit ihrem Handeln in der Vergangenheit Ruhm und Geld. Die Fans der Serie hätten nämlich herausgefunden, wer sie ist, sie bedroht und gestalkt.

Sieht man sich die ganze Kontroverse zwischen den beiden von außen an, stellt man fest: So richtig unschuldig ist hier niemand: Die Grenzen zwischen Opfer und Täter:in scheinen in Teilen zu verschwimmen, Netflix schaut mit steigenden Abrufzahlen der Serie einfach nur zu (denn vom Streamingdienst gab es bislang keinerlei Aussage zu “Rentierbaby”, der Serie, und Richard Gadd und der Stalkerin im echten Leben).

Könnte man sich nicht einfach darauf verständigen, beiden einen gewissen Grad an Hauptdarsteller-Syndrom zuzuschreiben? Und eine Serie einfach eine Serie sein lassen? Eine Serie, die auf wahren Begebenheiten beruht, die ein sehr ernstes und immer noch unterrepräsentiertes Thema in die Mitte unseres Alltags und der Gesellschaft rückt und so einfach die Menschen aufmerksamer und achtsamer werden lässt? Eine Serie, die die Zuschauer:innen zu empathischen Personen werden lässt, die sich ehrlich um ihre Mitmenschen kümmern? Das könnte man alles machen, und die Welt wäre dadurch vielleicht einfach ein bisschen netter. Könnte, hätte, würde, sollte – alles im Konjunktiv, denn was du selbst mit “Rentierbaby” machst und von der Serie lernst, liegt ganz bei dir. Choose wisely.

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