ELEKTROMOBILITäT : VW ENTWICKELT MIT XPENG BETRIEBSSYSTEM FüR CHINA-AUTOS

Ab 2026 sollen alle in China gefertigten VW-Modelle auf dem neuen elektronischen System laufen. Damit reagiert der Konzern nicht nur auf den harten Preiswettbewerb.

Volkswagen entwickelt gemeinsam mit dem chinesischen Elektroauto-Start-up Xpeng eine eigene elektronische Architektur für den chinesischen Markt. Diese soll ab 2026 in allen in dem Land gefertigten VW-Modellen eingesetzt werden, kündigte China-Chef Ralf Brandstätter am Mittwoch an.

So will der Konzern seine Kosten in China weiter senken, um im harten Preiswettbewerb insbesondere auf dem schnell wachsenden Markt für Elektroautos nicht abgehängt zu werden.

Mit der Entwicklung einer eigenen Plattform dürfte Volkswagen aber auch auf die wachsenden staatlichen Restriktionen im Tech-Bereich infolge der zunehmenden geopolitischen Spannungen reagieren. Durch die technologische Entkopplung bleiben die im Fahrzeug gesammelten Daten in China.

Bereits Ende November hatte VW bekannt gegeben, eine neue Fahrzeugplattform für China zu entwickeln. Dadurch will der Konzern bis zu 40 Prozent der Kosten im Vergleich mit dem bisherigen Elektroauto-Baukasten, der sogenannten MEB-Plattform, einsparen. Die eigens für den chinesischen Markt entwickelte Tech-Infrastruktur soll dazu einen „signifikanten“ Beitrag leisten, hieß es bei VW. Ab 2026 will VW auf der China-Plattform entwickelte Elektroautos mit einem Preis von umgerechnet 18.000 bis 22.000 Euro auf den Markt bringen.

Während diese Fahrzeugplattform mit der Hardware in einem Computer verglichen werden kann, geht es bei der nun angekündigten elektronischen Architektur sozusagen um die Platine und das Betriebssystem. Im Vergleich zur derzeit verwendeten Architektur sollen dadurch in Zukunft rund 30 Prozent an Steuerungsgeräten und Kabeln eingespart sowie die Software vereinfacht werden. Apps und Updates lassen sich zudem problemlos aufspielen.

VW kämpft um Marktführerschaft in China

Der Konzern feiert in der kommenden Woche seine 40-jährige Präsenz in China. 50 Millionen Chinesen führen ein Auto von Volkswagen, sagte Brandstätter.

Doch während VW in der Volksrepublik jahrzehntelang unangefochten Marktführer waren, hat die chinesische Konkurrenz inzwischen aufgeschlossen. Die Position als meistverkaufte Automarke im Land hatte VW 2023 bereits an den Elektroautohersteller BYD verloren. Insbesondere im schnell wachsenden Elektrosegment steht der Konzern unter Druck.

Die neue Tech-Infrastruktur wird gemeinsam von der VW-China-Tech-Tochter VCTC, der Softwaretochter Cariad und Xpeng entwickelt. Zu den Kosten machte VW keine Angaben.

In der vergangenen Woche hatte der Konzern angekündigt, zusätzlich zu den bereits angekündigten Milliarden Euro, weitere 2,5 Milliarden Euro in Hefei investieren zu wollen. In der ostchinesischen Stadt entsteht das größte Forschungs- und Entwicklungszentrum des Konzerns außerhalb Deutschlands.

Im vergangenen Juli hatte VW sich mit rund fünf Prozent an dem defizitären Elektroauto-Start-up Xpeng beteiligt und dazu 700 Millionen Dollar investiert. Die Unternehmen haben angekündigt, gemeinsam zwei elektrische Mittelklassefahrzeuge zu entwickeln und 2026 unter der VW-Marke auf den Markt zu bringen. Das erste Modell soll ein SUV sein.

Kooperation wird auf Kompaktklasse ausgeweitet

VW könne im Rahmen der Kooperation „die branchenführenden Technologien von Xpeng in den Bereichen intelligentes assistiertes Fahren, intelligentes Cockpit und anderen Bereichen“ nutzen und diese schnell und auf breiter Basis in die eigenen Modelle bringen, hatte Gründer He Xiaopeng dem Handelsblatt im März gesagt. Sein Unternehmen lerne im Gegenzug von Volkswagen in den Bereichen Lieferkettenmanagement, Marketing und Internationalisierung.

Die Kooperation mit Xpeng, die bislang auf das Mittelklassesegment beschränkt war, wird nun auf die Kompaktklasse ausgeweitet. Dieses macht mehr als 50 Prozent des chinesischen Marktes aus und sei aufgrund des hohen Wettbewerbs „extrem preissensitiv“, betonte Brandstätter. VW tue alles dafür, um in diesem Segment profitabel zu sein.

Derzeit sei der Wettbewerb aufgrund der hohen Überkapazitäten „ungesund“, so der VW-Manager. Allerdings beobachte er, dass die Behörden inzwischen sehr zurückhaltend mit der Vergabe neuer Produktionslizenzen seien, um das Problem unter Kontrolle zu bekommen.

Ob chinesische Wettbewerber mehr staatliche Unterstützung erhielten als Volkswagen, wollte er nicht sagen. VW tue aber alles dafür, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Rasant wachsender Markt für Elektroautos in China

Brandstätter rechnet damit, dass der chinesische Markt insgesamt von derzeit 22 Millionen auf 28 Millionen Fahrzeuge im Jahr 2030 wachsen wird. Bereits im kommenden Jahr werde die Hälfte der verkauften Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb sein. Darauf bereite sich die Branche derzeit vor.

Fast die Hälfte der 44 Modelle, die VW in der kommenden Woche auf der Automesse in Peking vorstellen will, hätten einen Elektroantrieb, sagte Brandstätter. Unter den Fahrzeugen seien sechs Weltpremieren und fünf China-Premieren.

Erstpublikation: 17.04.2024, 10:45 Uhr.

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