KRAWALL IN VENEDIG: EINHEIMISCHE WüTEN WEGEN TOURISMUSTICKET – „ES IST REINER WAHNSINN“

Proteste in Italien

Krawall in Venedig: Einheimische wüten wegen Tourismusticket – „es ist reiner Wahnsinn“

Menschen aus Italien stellen sich gegen das neue Tourismusticket für Venedig. Am Tag der Einführung kam es zu Protesten. Die Kritik ist scharf.

Venedig – Ein Tagesausflug nach Venedig kostet nun fünf Euro – und das verärgert nicht nur manche Reisende, in Italien stößt die Gebühr auch bei vielen Einheimischen auf Widerstand. Am Donnerstag (26. April), dem Tag, an dem die Tagesgebühr eingeführt wurde, protestierten etwa 300 Menschen gegen diese zusätzliche Abgabe.

„Reiner Wahnsinn“: Ehemaliger Bürgermeister hält Venedig-Gebühr für verfassungswidrig

Massimo Cacciari, der ehemalige Bürgermeister von Venedig, ist einer der Hauptkritiker. Er sagt: „Es ist reiner Wahnsinn, diese Maßnahme ist völlig unrechtmäßig und verfassungswidrig. In keiner Stadt der Welt zahlt man Eintritt.“ Vorher hatte er Besucher:innen dazu aufgefordert, die Gebühr nicht zu entrichten.

Der Protestzug startete am Morgen von der Piazzale Roma aus und füllte die malerischen Gassen Venedigs mit wütenden Menschen, Bannern und Polizeikräften. Die auf den Bannern geschriebenen Parolen und die skandierten Rufe richteten sich hauptsächlich gegen den amtierenden Bürgermeister Luigi Brugano. Teilnehmende fordern ein „Venedig für alle“ und wehren sich gegen Benachteiligung von Auswärtigen. Der Bayerische Rundfunk zitiert eine Teilnehmerin, sie sagt: „Wir sind absolut gegen diesen Eintritt. Wir wollen nicht kontrolliert werden. Und wir können die Stadt nicht in ein Museum verwandeln, mit Eintrittskarte. Es ist eine Schande.“

Bürgermeister verteidigt Touristenticket: „Venedig ist eine integrative Stadt“

Der verteidigt die Tagesgebühr. „Wir sahen Touristen, die den QR-Code zeigten und froh waren, bezahlt zu haben“, erzählt er der Zeitung Il Gazzettino. „Venedig ist eine integrative Stadt. Wir wollen nicht so enden wie Barcelona, wo die Bewohner Zettel mit der Aufschrift ‚Touristen, geht nach Hause‘ ans Fenster hängen. Und für das nächste Jahr könnten wir je nach Tag differenzierte Tarife von zwei bis fünf Euro vorsehen.“ Viele Einwohner:innen unterstützen die Gebühren.

Am ersten Tag der Einführung der Eintrittsgebühr zählte die Stadt 113.000 Personen, darunter 15.700 zahlende Gäste – das brachte 78.500 Euro in die Stadtkasse. Dies übertraf alle Erwartungen.

Fünf Euro Gebühr für Venedig-Besuch: Nicht jeder braucht ein Ticket für die Stadt des Wassers

Besonders sichtbar wurde die Ticket-Einführung am Pavillon vor dem Bahnhof von Venedig. Dort drängten sich Besucher:innen und Pendler:innen, um entweder Eintritt zu bezahlen, oder ihren Wohnort nachzuweisen. Zutritt zur Stadt ist zwar auch ohne Ticket möglich, doch an Hotspots wie dem Markusplatz finden rigorose Kontrollen der Polizei statt. Wer nicht zahlt, riskiert eine Strafe zwischen 50 und 300 Euro.

Alle Tagestourist:innen, die nicht aus der Region stammen und die Stadt des Wassers zwischen 8.30 und 16.00 Uhr besuchen möchten, benötigen ein Ticket. Das müssen sie für fünf Euro im Vorfeld im Internet kaufen und bekommen es als QR-Code geschickt. Menschen aus Venedig sind von der Zahlung befreit, sie müssen lediglich ihren Ausweis vorzeigen. Auch Minderjährige, Studierende und Menschen mit Behinderungen sind von der Gebühr ausgenommen. (moe)

2024-04-26T11:17:02Z dg43tfdfdgfd