UKRAINE STOPPT AUSGABE VON REISEPäSSEN AN AUSLANDSUKRAINER IM WEHRFäHIGEN ALTER

Hunderttausende Ukrainer sind wegen des Krieges ins Ausland geflohen – doch das Land braucht bringend neue Rekruten. Daher verschärft Kiew nun die Regeln für Reisepässe.

Kiew hatte die Regeln für die Mobilisierung von Soldaten vor gut zwei Wochen verschärft. Unter anderem werden Kriegsdienstverweigerer härter bestraft und Kriegsdienstleistende später entlassen. Nun folgt der nächste Schritt. Die Ukraine stoppt die Ausgabe von Reisepässen an im Ausland befindliche Männer im Alter zwischen 18 und 60 Jahren.

So hieß es in einer am Mittwoch im amtlichen Online-Portal der Regierung veröffentlichten Verordnung. Konkret besagt diese, der Versand von Pässen an diplomatische Vertretungen der Ukraine im Ausland werde »nicht mehr praktiziert«. Somit können ukrainische Männer im wehrfähigen Alter ihre Reisepässe künftig nur noch im Land selbst erhalten.

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Die Maßnahme ist Teil der Bemühungen der ukrainischen Regierung, Männer zur Rückkehr in ihr Heimatland zu bewegen. Am Dienstag hatte das Außenministerium in Kiew bereits die vorübergehende Aufhebung konsularischer Dienstleistungen für männliche Auslandsukrainer im Alter zwischen 18 und 60 Jahren bekanntgegeben - mit Ausnahme der Ausgabe von Personalausweisen für die Rückkehr in die Ukraine.

Am Mittwoch protestierten in der polnischen Hauptstadt Warschau Hunderte Ukrainer vor einer Passausgabestelle, da ihnen ihre Papiere nicht ausgehändigt wurden. Behördenvertreter begründeten den Stopp mit »technischen Problemen«. Der ukrainische Botschafter in Polen Wassyl Swaritsch, versicherte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, sämtliche Anträge auf Reisepapiere, die vor dem 23. April eingereicht wurden, würden bearbeitet.

Wehrfähige Männer dürfen praktisch nicht mehr ausreisen

Die Ukraine gerät nach mehr als zwei Jahren Krieg unter immer größeren Druck der russischen Angreifer. Die Armee hatte zuletzt große Schwierigkeiten, neue Soldaten zu rekrutieren.

Immer wieder hat die Regierung in Kiew Männer zur Rückkehr aufgerufen, mal subtil, mal deutlich. »Wir sind alle hier«, sagte Wolodymyr Selenskyj in einer Videoansprache am Tag nach dem russischen Überfall. Mittlerweile wird der Ton rauer. Im Januar forderte ein Berater Selenskyjs Gastländer dazu auf, ihre Unterstützung für ukrainische Flüchtlinge zu streichen, »damit sie heimkehren«. Die Ukraine brauche die Männer, in der Verteidigung und als Steuerzahler.

Seit der Generalmobilmachung dürfen Männer zwischen 18 und 60 Jahren die Ukraine nur noch in Ausnahmefällen verlassen – etwa wenn sie drei oder mehr Kinder betreuen oder an schweren gesundheitlichen Problemen leiden.

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