FRANZöSISCHE POLIZEI RäUMT BESETZTES HAUS MIT 450 GEFLüCHTETEN

Weil sich Paris für Olympia von seiner besten Seite präsentieren soll, werden Wohnungslose per Bus in die Provinz geschickt. Nun haben Beamte eine besonders große Unterkunft geräumt, auch Frauen und Kinder waren betroffen.

Hundert Tage vor den Olympischen Spielen haben Polizisten Frankreichs größtes besetztes Haus südlich von Paris in großem Stil geräumt. In dem behelfsmäßigen Lager auf dem Gelände eines verlassenen Busunternehmens in Vitry-sur-Seine hatten etwa 450 Geflüchtete gelebt. Bilder der Räumung verbreiteten sich rasch in den sozialen Medien. Hilfsorganisationen äußerten sich besorgt über das Vorgehen der Pariser Behörden, Menschen, die in der Hauptstadt auf der Straße schlafen, gezielt vor dem Sportereignis zu vertreiben.

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»Das besetzte Haus war das größte in Frankreich. Wegen der Olympischen Spiele hat sich seine Größe innerhalb eines Jahres verdoppelt. Vergangenes Jahr haben die Behörden Geflüchtete aus dem nahegelegenen olympischen Dorf vertrieben, viele Vertriebene kamen hierher«, sagte Paul Alauzy von der humanitären Organisation Médecins du Monde.

Erst vor wenigen Wochen verwies die französische Polizei etwa 50 Geflüchtete

150 Menschen verließen demnach das Gelände in der Nacht noch vor dem Eintreffen der Polizei, 300 weitere mussten das Gelände am Mittwochmorgen im Zuge der Räumung verlassen. Unter den 450 Personen befanden sich nach Angaben der Hilfsorganisation 20 Kinder und 50 Frauen.

Beobachter berichten, dass sich etwa fünf Busse auf dem Gelände befanden, die die Geflüchteten zu speziell zugewiesenen Plätzen in Städte wie Orléans oder Bordeaux bringen sollten. Alauzy sagte, er befürchte, dass »es nur eine Frage von Tagen oder Wochen sein wird, bis viele der Geflüchteten wieder auf der Straße schlafen werden«. Erst vor wenigen Wochen verwies die französische Polizei etwa 50 Geflüchtete, darunter Familien mit kleinen Kindern, vom Vorplatz des Pariser Rathauses.

Die Zeitung »Le Monde« hatte bereits im vergangenen Jahr berichtet, dass die Regierung plane, Wohnungs- und Obdachlose aus der Hauptstadt kurz vor den Spielen in die Provinz zu verfrachten. Hilfsorganisationen äußerten sich skeptisch. Zwar sei es grundsätzlich gut, Menschen von der Straße zu holen, sagte etwa ein Sprecher. Die Menschen in Busse zu setzen, führe aber nicht weiter.

2024-04-17T15:52:56Z dg43tfdfdgfd