WORLD PRESS PHOTO 2024: TOTES KIND IN DEN ARMEN SEINER TANTE – EINE PIETà AUS GAZA

Eine Frau hält ein Kind auf ihrem Schoß – ein universelles Motiv für Liebe, für Schutz. Nur ist das Kind tot. Dieses Foto aus dem Gazastreifen von einer Fünfjährigen, eingewickelt in ein Leichentuch, in den Armen ihrer Tante, ist das World Press Photo des Jahres 2024. Gemacht hat es im Oktober 2023 Mohammed Salem, ein 1985 geborener palästinensischer Fotojournalist, der für die Nachrichtenagentur Reuters arbeitet.

Seine Aufnahme zeigt die 36-jährige Inas Abu Maamar in Chan Junis im Gazastreifen, im Arm hält sie den Leichnam ihrer Nichte Saly. Die Fünfjährige wurde am 17. Oktober mit vier Familienmitgliedern bei einem israelischen Luftangriff getötet. So steht es auf der Webseite von World Press Photo. Der weitere Text enthält eine Anklage gegen Israel: Als der Krieg begann, habe Israel den Menschen in Gaza-Stadt geraten, sie sollten sich in dieses Gebiet südlich des Wadi Gaza begeben – zu ihrer Sicherheit. Dann aber habe die israelische Armee dieses Gebiet heftig bombardiert. Viele der Getöteten hätten Gaza-Stadt erst Tage vorher verlassen.

Die Wettbewerbsjury sei tief bewegt davon gewesen, wie dieses Bild bei jedem Betrachter eine emotionale Reflexion hervorrufe, heißt es in der Begründung. Mit Sorgfalt und Respekt komponiert, zeige es einen unvorstellbaren Verlust. Es enthalte die Aufforderung, uns damit auseinanderzusetzen, wie unempfindlich wir gegenüber den Folgen von Konflikten geworden sind. Das Bild stelle den Kampf des palästinensischen Volkes und die 31.000 Toten in Palästina dar. Es sei eine Aussage über die Sinnlosigkeit aller Kriege.

Mohammed Salem ist bereits 2010 von World Press Photo ausgezeichnet worden, damals gewann er einen zweiten Preis mit einem Bild, das zeigt, wie Rauchsäulen aus Gaza-Stadt aufsteigen, nachdem die israelische Armee dort eingedrungen war und Luftangriffe ausgeführt hatte. Es ist auch dies eine Erinnerung daran, wie lange dieser Konflikt schon dauert.

Seine Frau habe wenige Tage, bevor er das Bild machte, ein Kind zur Welt gebracht, sagte Mohammed Salem. Es fasse für ihn zusammen, was im Gazastreifen geschieht. Er habe Inas in der Leichenhalle des Nasser-Krankenhauses gesehen, wo Menschen nach vermissten Angehörigen suchten, auf dem Boden hockend und das Kind umarmend. Sie sei zum Haus der Familie geeilt, als sie hörte, dass es getroffen worden war, und dann weiter zum Leichenschauhaus.

World Press Photo macht darauf aufmerksam, dass der Internationale Gerichtshof eine von Südafrika eingebrachte Klage prüft, ob Israel im Gazastreifen einen Genozid verübt.

Die World Press Photo Foundation wurde 1955 in den Niederlanden gegründet. Ihr Hauptziel besteht darin, die Arbeit professioneller Pressefotografen zu unterstützen. Der jährliche Wettbewerb ist Teil davon. Der Preis gilt als angesehenste Auszeichnung im Fotojournalismus.

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