NORWEGENS KRONPRINZ HAAKON: BEREIT FüR VERANTWORTUNG

Nachdem Dänemarks Königin Margrethe im Januar überraschend ihren Rückzug angekündigt hatte, richteten sich die Blicke in Norwegen auf König Harald V. Der ist 87 Jahre alt und seit Langem gesundheitlich angeschlagen. Doch Harald V. blieb – und das Volk murrte nicht. Kurz darauf aber, auf einer Reise nach Malaysia – der König reist gerne, auch noch im hohen Alter –, erkrankte er schwer. Er erhielt einen Herzschrittmacher, Norwegen bangte um seinen Monarchen. Dieser fiel zwar rund zwei Monate aus, kam dann aber wieder zurück. Doch wie das Königshaus nun mitteilte, wird er künftig Anzahl und Umfang seiner Aktivitäten reduzieren. Sukzessive wird er damit die Amtsgeschäfte an seinen Sohn Kronprinz Haakon übergeben.

Haakon Magnus, Prinz von Norwegen, hat seinen Vater schon oft vertreten und diesen schon früh etwa auf Auslandsreisen begleitet. Im Auftreten ist er weltgewandt, freundlich und offen; er wirkt weit weniger spröde als sein Vater. Zu beobachten war das etwa im November, als der fünfzigjährige Haakon Deutschland besuchte. Kreuz und quer fuhr der Kronprinz per Zug durchs Land. Dabei gab er auch Auskunft darüber, wie es war, als Königssohn aufzuwachsen.

„Ich wollte so sein wie alle anderen“

Wie in Norwegen üblich, wurden Haakon und seine Schwester Märtha Louise soweit es eben ging in normalen Verhältnissen großgezogen. Das heißt, sie gingen in einen öffentlichen Kindergarten und auf eine staatliche Schule. Anfangs fremdelte Haakon mit seiner Rolle. Ihm sei es damals schwergefallen, zu sagen, er sei ein Prinz, sagte Haakon der F.A.Z. auf ­seiner Reise durch Deutschland. „Ich wollte so sein wie alle anderen. Als ich älter wurde, fiel es mir dann leichter, mich eigenständig auszurichten.“ Nach der Schule trat der Kronprinz den obligatorischen Dienst bei der Armee an, bevor er in Berkeley, Oslo und London Politik- sowie Rechts- und Sozialwissenschaften studierte. Wie sein Vater heiratete Haakon mit Mette-Marit eine Bürgerliche. Anfangs gab es im Königshaus Bedenken, auch weil Mette-Marit schon ein Kind hatte. Doch die Heirat mit ihr erwies sich als Glücksfall. Das Paar, das später zwei eigene Kinder bekam, ist mittlerweile im Volk überaus beliebt und trägt dazu bei, dass es anders als im benachbarten Schweden so gut wie keine Kritik an der Krone gibt.

In Norwegen ist die Rolle des Königs laut Verfassung zentral, faktisch aber sind seine Funktionen weitestgehend repräsentativer Art. Doch sein Wort hat Gewicht. König Harald wusste das immer wieder zu nutzen, etwa als er sein Volk tröstete in einer der dunkelsten Stunden des Landes nach dem Massaker von Utoya 2011. Derlei schwere Bewährungsproben stellten sich Kronprinz Haakon bisher keine. Dass er sie aber meistern könnte, daran gibt es im Land keinen Zweifel.

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